Presse
13.07.2023, Treue Bestandskunden gehen leer aus
Banken locken Neukunden mit attraktiven Zinsen
Seit Jahren kannten Sparer in Deutschland nur eine Richtung, wenn es um die Entwicklung der Zinsen für ihr Tagesgeldkonto oder Festgeld ging – nämlich nach unten. Dies ging sogar so weit, dass zahlreiche Kreditinstitute ein sogenanntes Verwahrentgelt verlangten, wenn Verbraucher*innen ihr Geld auf den Konten anlegten oder parkten. Die Zeiten haben sich geändert. Heute locken Banken Neukunden wieder mit guten Konditionen. Bestandskunden profitieren davon nicht.
Seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) im vergangenen Jahr die Leitzinsen sukzessive erhöht hat, erhalten Verbraucher*innen wieder Guthabenzinsen für ihre Spareinlagen und Banken sind daran interessiert, frisches Geld von potenziellen Neukunden zu erhalten. Schließlich können die Institute neben der regulären Kreditvergabe dieses Kapital auch bei der EZB parken und erhalten dafür aktuell 3,5 Prozent an Zinsen pro Jahr. „Vergleichen wir diese Konditionen mit den aktuellen durchschnittlichen Zinsen, die Verbraucher*innen derzeit für ihr Erspartes erhalten, ist das sicherlich ein gutes Geschäft für die Kreditwirtschaft“, meint Markus Latta, Fachteamleiter für Finanzdienstleistungen bei VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB). Laut der Auswertung des Vergleichsportals Verivox von Juni 2023 zahlen sogar 25 Prozent von 730 untersuchten Kreditinstituten immer noch keine nennenswerten Zinsen für Spareinlagen an ihre Kunden.
Es geht aber auch anders. Bei zumeist bekannten Onlinebanken erhalten Kunden für ein neu eröffnetes Tagesgeldkonto vergleichsweise gute Konditionen von um die drei Prozent für die ersten sechs Monate, danach werden die Zinsen den regulären Konditionen angepasst. „Leer ausgehen die treuen Bestandskunden, denn diese speisen die Banken in der Regel mit den sehr überschaubaren Guthabenzinsen ab“, berichtet Latta. Somit wird unter Bankkunden eine Zweiklassengesellschaft eingeführt, die die Treue der langjährigen Kunden ausnutzt. „Wir raten betroffenen Verbraucher*innen in diesem Fall ihr Geld bei einer anderen Bank anzulegen“, so der Experte.
